Zum Konzert am 09.09.2018

Zart, hell, kräftig, tiefer und bassig

Gesangsschüler zeigten ihr Können beim Jahreskonzert des Gesangsstudios Vollmert

In diesem Jahr präsentierten sich fünf Sängerinnen und drei Sänger dem Krifteler Publikum, welches diese Veranstaltung stets zu schätzen weiß. Dass der Saal diesmal etwas weniger gefüllt war, mag auch daran gelegen haben, dass zeitgleich ein weiteres Konzert in Kriftel stattfand. Das war sehr schade, denn die Protagonisten wussten auch diesmal wieder ihr Publikum mitzunehmen. Einige der Darbietungen wurden sogar mit „Bravo“-Rufen belohnt!

Auf dem Programm standen wie üblich Lieder und Arien, die eher als gefühlvoll einzuordnen waren. Ungewöhnlich und überraschend war der letzte Teil des Konzertes, bei dem eine Rock-Ballade, zwei Musicalstücke und ein Popsong mit Mikrofon gesungen wurden. Die Begleitung kam hierbei ausnahmsweise vom Band. Für die technische Umsetzung zeichnete Vollmerts Neffe Carsten verantwortlich. Ansonsten wurden alle Sänger und Sängerinnen von der erstklassigen Pianistin Friederike Wiesner live am Flügel unterstützt. Ihr begleitendes Spiel war wie immer perfekt und wusste sich stets den unterschiedlichen Gegebenheiten anzupassen. Ihre wunderbare Einfühlsamkeit trug den gesamten Akustikteil der Veranstaltung.

Je nach Stadium der Stimmentwicklung trauten sich die Teilnehmer an mehr oder weniger anspruchsvolle Stücke in drei verschiedenen Sprachen quer durch die Musikgeschichte heran. Auch die von Vollmert initiierte zusätzliche emotionale Stimulation durch eine begleitende visuelle Darstellung der Handlung war vom Grad der Gesangs-Ausbildung abhängig. So sangen einige der SängerInnen konzentriert ihren Beitrag, während andere die Inhalte ihrer Lieder sichtbar machten. Aber alle trugen ihre Stücke auswendig vor.

Ellen Geisel war mit ihrem leichten Mezzosopran gleich dreimal vertreten: Sie eröffnete mit dem wunderschönen „Hear ye, Israel“ aus Mendelssohns „Elias“. In einem berührenden Duett mit Raja Vinkemeier, die mit ihrem hellen Sopran die Gretel verkörperte, lieh sie dem Hänsel ihre Stimme für den „Abendsegen“ aus Humpersincks Oper. Und zum Abschluss bewies sie am Mikrofon mit „Don’t cry for me, Argentina“ aus dem Musical „Evita“ von Andrew Lloyd Webber ihre Vielseitigkeit sowie eine sehr gute Textverständlichkeit.

Ebenfalls dreimal betrat Sonja Außner die Bühne. Sie bezauberte zuerst mit dem ätherischen Schubert-Lied „Nacht und Träume“. Ihre Darbietung von Christoph Willibald Glucks Arie „J’ai perdu mon Euridice“ aus der Oper „Orpheus und Euridice“ wurde enthusiastisch honoriert. Im Anschluss sang sie das Gretchen aus Lortzings „Wildschütz“ im Duett mit Carsten Vollmert. Hierbei stellten beide ihr darstellerisches Talent noch deutlicher unter Beweis und das Publikum war von der lebendigen und amüsanten Szene eines Streites zwischen Gretchen und dem Schulmeister genauso begeistert wie von der sängerischen Perfektion beider.

Carsten Vollmert trug außerdem das von der walisischen Komponistin Dilys Elwyn-Edwards wunderschön vertonte Gedicht „The Cloths of Heaven“ (William Butler Yeats) vor. Sein melodischer Bariton ist dem interessierten Publikum bestens bekannt. Im letzten Teil des Konzertes zeigte er allerdings eine ganz andere Seite von sich. Bekleidet mit einem Grusel-T-Shirt trat er vor das Mikrofon, um mit einer völlig veränderten, dem Genre angepassten Stimme, die Rock-Ballade „Patience“ der Gruppe Guns n‘ Roses zu singen. Seine gesamte Performance war sehr überzeugend!

Ähnlich wie er sangen auch Andrea Post und Gabriela Euler Hieke je einen Titel aus dem Bereich der Klassik und einen moderneren mit Mikrofon und Playback-Begleitung. Beides fand jeweils gleichermaßen Anklang beim Publikum.

Euler-Hieke, jedes Mal in einem wunderschönen Kleid, steuerte erst die Sopran-Arie „Vissi d’arte“ aus der Oper „Tosca“ von Puccini bei und glänzte später in etwas tieferer Stimmlage mit dem Abba-Song „The winner takes it all“. Andrea Post interpretierte in Schuberts „Erlkönig“ die unterschiedlichen Personen sehr eindrucksvoll und überzeugte stimmlich ebenso leicht mit dem Musical-Song „I dreamed a dream“ aus „Les Misérables“ von Claude-Michel Schönberg.

Mit dem bekannten Traditional „Greensleeves“ bewies der Neuling Günter Steigerwald, der noch am Anfang seiner Gesangsausbildung steht, sein Potenzial - ganz besonders in den Höhen. Manfred Schulz hingegen ist schon länger dabei und hatte sich an ein schwierigeres Stück gewagt. Als ‚van Bett, Bürgermeister von Saardam‘, aus der Oper „Zar und Zimmermann“ von Albert Lortzing klagte er mit seiner schönen Bassstimme über die viele Arbeit, die sein wichtiges Amt mit sich bringt. Tonsprünge und Koloraturen meisterte er dabei genauso wie die Tiefen und sorgte damit und mit seiner szenischen gelungenen Darstellung für einen der Höhepunkte des Konzertes.

Alles in allem war es ein überaus gelungenes Schüler-Konzert. Bürgermeister Christian Seitz dankte zum Abschluss allen Beteiligten für ihren wertvollen Beitrag zu Kriftels Musiklandschaft.

Christine Diegelmann